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Softwarelokalisierungskurs 1

1. Definitionen (1/5)

Zunächst möchten wir einige grundlegende Definitionen aus dem Bereich der Softwarelokalisierung, die wir während unserer Kurse verwenden werden, betrachten: GlobalisierungInternationalisierungLokalisierung und Übersetzung (kurz GILT) sind Begriffe die in engem Zusammenhang mit einander stehen.

"Globalisierung bezieht sich auf alle Aktivitäten eines Unternehmens, die mit der Einführung eines Produktes auf globaler Ebene zusammenhängen" (eigene Übersetzung nach LISA, aus Esselink, 2000:4). Sie umfasst alle Aktivitäten eines Unternehmens im Hinblick auf die Vermarktung eines (Software-)Produktes auf verschiedenen regionalen Märkten (globales Marketing) und berücksichtigt auch wirtschafltiche und rechtliche Aspekte.

Wenn zum Beispiel ein Unternehmen ein Produkt auf den internationalen Markt bringen möchte, sollten zunächst die technischen, wirtschaftlichen und rechtlichen Bedingungen, die dafür notwendig sind, geklärt werden. Im Normalfall ist dies die Aufgabe der Marketing- oder Managementabteilung.

Globalisierung wird "G11N" abgekürzt, wobei "11" die Anzahl der Buchstaben zwischen "G" und "N" (im englischen "globalisation") angibt (vgl. Esselink, 2000:4).

"Internationalisierung bezeichnet den Prozess der Generalisierung eines Produkts mit dem Ziel der Verwendung in verschiedenen Sprachen und unter verschiedenen kulturellen Konventionen, ohne jeweils eine Neuentwicklung erforderlich zu machen. Internationalisierung findet während der Programmerstellung und der Entwicklung der Dokumentation statt" (eigene Übersetzung nach LISA, aus Esselink, 2000:2).

Internationalisierung umfasst alle Aktivitäten während der Softwareentwicklung, die ein leichtes Anpassen an verschiedene sprachenspezifische Merkmale (genannt Gebietsschemata (englisch: "locales")) und an andere Märkte (Sprachen und Kulturen) ermöglicht.

Einige übliche Vorgehensweisen bei der Softwareentwicklung im Hinblick auf die Internationalisierung sind die folgenden:

  • Trennung von Text und Programmcode
  • Anzeigen verschiedener Zeichensätze (oder Verwendung von UNICODE)
  • Unterstützung verschiedener Tastaturlayouts

Internationalisierung wird "I18N" abgekürzt, wobei "18" die Anzahl der Buchstaben zwischen "I" und "N" (im englischen "internationalisation") angibt (vgl. Esselink, 2000:4).

Lokalisierung bezeichnet alle notwendigen Aktivitäten bei der Anpassung eines Produkts an eine spezifische Region ("locale"), von der Übersetzung bis hin zur Berücksichtigung kultureller Kontexte und der Anforderungen des Zielmarktes. "Lokalisierung beinhaltet die sprachliche und kulturelle Anpassung eines Produkts an die Ziel-Region ("locale"), in der es benutzt und vertrieben werden soll." (eigene Übersetzung nach Esselink 2000:3)

Aus geografischer Sicht wird ein Gebietsschema ("locale") definiert als Ort oder Region (z.B. die italienischsprachigen Kantone der Schweiz). Im Bereich der Softwarelokalisierung steht ein solches Gebietsschema für eine Reihe von Informationen oder Codes, die mit einerm Ort oder einer Region zusammenhängen, z.B. Zeichensatz, Tastaturlayout, Textausrichtung, Zeit, Datum, Währung etc. (Schmitz, 2002:13)

Lokalisierung wird "L10N" abgekürzt, wobei "10" die Anzahl der Buchstaben zwischen "L" und "N" (im englischen "localisation") angibt (vgl. Esselink, 2000:3).

Es ist wichtig, sich darüber im Klaren zu sein, dass Lokalisierung und Internationalisierung:

  • Teile des übergeordneten Prozesses der Globalisierung sind
  • Komponenten des Softwareentwicklungszyklus sind. Das bedeutet:
    • beides sind Produktanforderungen
    • beide müssen definiert werden
    • beide müssen bei der Planung berücksichtigt werden
    • beide müssen umgesetzt werden
    • beide müssen getestet werden
  • einen Bruchteil dessen kosten, was eine Neuentwicklung kosten würde, z.B.:
    • 50% des Umsatzes von Microsoft wird in nicht-englischsprachigen Ländern gemacht
    • bestimmte Produkte (z.B. medizinische Geräte) können nur auf einem Markt eingeführt werden, wenn alle Komponenten lokalisiert sind

Vielleicht fragen Sie sich, worin denn der Unterschied zwischen Lokalisierung und Übersetzung besteht?

Übersetzung im engsten Sinn bedeutet die Übertragung des Ausgangstexts aus der Ausgangs- in die Zielsprache.

Man kann natürlich davon ausgehen, dass ein zu lokalisierendes Softwareprodukt zum Großteil aus Text in den Benutzeroberflächen, Menüoptionen, Fehlermeldungen, Online-Hilfe etc. besteht. Es gibt jedoch auch wirtschaftliche, technische und organisatorische Faktoren, die normalerweise bei der reinen Übersetzung nicht berücksichtig werden, z.B. die Anpassung von Beispielmaterial (Visitenkarten, Beispieltexte), die Anpassung von technischen Produkten (Autozubehör, Drucker, Stecker), die Anpassung an Gesetze und Normen (z.B. Steuergesetze für Finanzsoftware, medizinische Software) etc. (vgl. Schmitz, 2005:2-3).

"Übersetzung ist nur eine der Aktivitäten bei der Lokalisierung; hinzu kommen bei einem Lokalisierungsprojekt noch weitere Aufgaben wie Projektmanagement, Softwareentwicklung, Tests und Desktop Publishing." (eigene Übersetzung nach Esselink, 2000: 4)

Heute kann man aus den Erfahrungen aus dem Bereich der Softwarelokalisierung heraus sagen, dass globales Marketing nur möglich ist, wenn Produkte an regionale Märkte angepasst werden. Das bedeutet, dass Globalisierung und Lokalisierung eng miteinander zusammenhängen. Daher wurde ein neuer Begriff geprägt: die Glokalisierung.

Glokalisierung bezeichnet den Trend hin zu einer globalen Vermarktung von Produkten und einer globalen Anpassung der Standards einhergehend mit einer verstärkten Einbeziehung lokaler und regionaler Besonderheiten.