Skip to main content
Softwarelokalisierungskurs 5

2. Komponenten

7. Dokumentation

Bevor Translation-Memory-Systeme in der Übersetzungs- und Lokalisierungsindustrie beliebt wurden, wurden Dokumente übersetzt, indem der Ausgangstext (meistens in Englisch) in einem mit einem Textverarbeitungsprogramm (z.B. Microsoft Word) oder in Desktop-Publishing(DTP)-Anwendungen (z.B. Framemaker oder PageMaker) erstellten Dokument überschrieben wurde. Heutzutage werden gewöhnlich Translation-Memory-Systeme zur Lokalisierung von Softwaredokumenten herangezogen.Unter Verwendung von TM-Systemen müssen Übersetzer nicht länger in der zur Erstellung der Originaldokumente verwendeten Anwendung arbeiten. TM-Systeme unterstützen viele verbreitete Dokumentformate (z.B. FrameMakerWordSGML, usw.), die direkt in den Systemeditoren bearbeitet werden können. 

Die von einigen TM-Systemen verfolgte Strategie bei Formaten, die nicht unterstützt werden und die nicht direkt in den TM-Systemen bearbeitet werden können, ist es, den Ausgangstext zusammen mit Layout-Informationen der Originalanwendung zu exportieren, die daraus resultierenden Dateien in das TM-System zu importieren, zu übersetzen, die übersetzten Dateien vom TM zu exportieren und sie wieder in die Originalanwendung zu importieren. Dies soll anhand des TM-Systems SDL TRADOS 7 und der DTP-Anwendung InDesign in seiner aktuellen Version (CS2) veranschaulicht werden. Zur Übersetzung eines InDesign-Dokuments müssen die Originaldokumentdateien (mit der Dateiendung *.indd) von der Anwendung InDesign in ein spezielles Austauschformat (*.inx) exportiert werden, welches dann geöffnet und direkt im TRADOS TagEditor übersetzt werden kann. Nach der Übersetzung wird die übersetzte Datei wieder vom TRADOS TagEditor zurück ins *.inx-Format gespeichert, das später in die Originalanwendung InDesign importiert werden kann.

Exportieren von lokalisierbarem Text

Der Ausgangstext wird aus der Originalanwendung exportiert, um alle Formatierungsinformationen des Originals beizubehalten. Diese Information wird dann in Tags kodiert und von dem TM-System "geschützt", so dass sie während der Übersetzung nicht verändert werden können. Nach der Übersetzung und dem Re-Importieren in die Originalanwendung können eventuelle Probleme bzgl. des Layouts behoben und kleinere Änderungen durchgeführt werden. (nach Esselink, 2000:290)

Zukünftige Entwicklungen

Was die Entwicklung von Softwareprodukten betrifft, können abschließend zwei Tendenzen unterschieden werden: Einerseits nimmt die Verschiedenheit der Ansätze, Formate, Umgebungen und Prozesse zu, andererseits entwickelt sich XML immer mehr zur Lingua Franca bei der Entwicklung von Software und Dokumentation. Dies bedeutet, dass die herkömmliche Unterscheidung von Software- und Dokumentlokalisierung in Zukunft immer mehr verschwimmt (Schildhauer, 2000).

Eine Softwaredokumentation besteht gewöhnlich aus mehr oder weniger gleich aufgebauten Handbüchern. Am Anfang steht ein Inhaltsverzeichnis, gefolgt von einer Einleitung über die Merkmale der Anwendung oder Anweisungen zur Benutzung der Hilfe. Dann werden in den einzelnen Kapiteln unterschiedliche Themen behandelt. Am Ende werden die Schlüsselwörter im Index aufgelistet. (Wahle, 2000a). Diese Handbücher liegen als druckbare elektronische Formate vor (z.B. PDFMS WordFrameMakerXML, usw.). In der Regel werden keine gedruckten Papierversionen mehr zusammen mit den Softwareanwendungen ausgegeben. Die einzige gedruckte Dokumentation, die heute noch mit der Softwareanwendung geliefert wird, ist die Installations- oder Erste Schritte-Hilfe (nach Esselink, 2000). Je nach für die Dokumentation verwendetem Format bestehen die Dateien aus Texten, die in Kapitel, Anhänge und verschiedene Arten automatisch erstellter Komponenten unterteilt werden können - wie z.B. Grafiklisten, interne QuerverweiseInhaltsangabe, Index, usw. Die Lokalisierung von Dokumentationen wie beispielsweise Handbüchern beinhaltet:

  • Übersetzung: Es gibt zwei Strategien: a) Die Übersetzung wird durchgeführt, indem der Ausgangstext in der selben Anwendung überschrieben wird, in der die Datei ursprünglich erstellt wurde. So werden sowohl Zeichen- und Abschnittsformatierung als auch Platzhalter und Grafiken beibehalten. Allerdings müssen die Übersetzer über die entsprechende Anwendung in der richtigen Sprache und Version verfügen (die zur Erstellung des Originalhandbuchs verwendete Version sollte auch zur Bearbeitung benutzt werden); oder b) der Ausgangstext wird in einem Translation-Memory-System bearbeitet. Dies ist wahrscheinlich die am weitesten verbreitete Strategie.
  • Grafiklokalisierung: Grafiken und Bilder (wie z.B. Screenshots) müssen auch lokalisiert werden, sofern sie Text enthalten. Grafiken werden normalerweise während der Übersetzung der Texte mit Hilfe von Grafik-Editoren übersetzt. Im Falle von Screenshots müssen diese wieder neu mit der vorher lokalisierten Version der Softwareanwendung erstellt werden. Es ist wichtig, dass die im Text verwendete Terminologie mit der in den Grafiken oder Screenshots übereinstimmt.
  • Abschnitt- und Layout-Editieren (DTP): Nach Fertigstellung der Übersetzung müssen die Seiten wieder so angeordnet werden, dass sie so angezeigt werden wie auch in den Originaldokumenten. Dieser Prozess ist notwendig, da sich die Länge des übersetzten Textes meistens verändert. Zeilen- und Seitenumbruch, die Position von Grafiken und auch Formatierungen müssen überprüft werden. Teil des DTP-Prozesses ist auch die automatische Erstellung von neuen Inhaltsverzeichnissen, Indizes und Tabellen oder Bilderlisten in der Zielsprache.

(nach Wahle, 2000a).

Die meisten Softwareanweisungen befinden sich in der Online-Dokumentation. Referenzen oder Administratorhilfen werden auch sehr oft im Online-Format veröffentlicht (Esselink, 2000). Was Inhalt und Form angeht ähnelt die Online-Dokumentation der gedruckten Dokumentation sehr. Online-Dokumentation liegt immer als elektronisches Format vor und kann kodierte Informationen enthalten. Der Übersetzungsarbeitsablauf bei Online-Dokumentationen ist dem gedruckter Dokumentationen ebenfalls sehr ähnlich; so werden übersetzte Handbücher sehr oft zur Erstellung der Online-Dokumentation herangezogen (Wahle, 2000a).

Webseiten

In Zeiten der Globalisierung ist es heutzutage sehr wichtig für Unternehmen, Einrichtungen oder Produkte, im Internet präsent zu sein. Diese Präsenz in Form einer Webseite sollte auch auf die lokalen Zielmärkte abgestimmt sein. Eine vielsprachige Webseite war oftmals zu Beginn nicht geplant und daher steht die Lokalisierung dann später an.

Website vs. Webseiten

Eine Website ist eine Internetpräsenz, die aus Webseiten besteht. Eine Webseite stellt die im Browser-Fenster angezeigten Inhalte dar. Webseiten bestehen aus mehreren Elementen, die zu übersetzenden Text enthalten können oder die an den Zielmarkt angepasst werden müssen, wie bspw. Textblöcke, Grafiken, Audio- oder Video-Aufnahmen, Schaltflächen, Animationen, Hyperlinks und Navigationselemente. Diese Elemente sind eng miteinander verknüpft und bilden einen komplexen Text.

 

 

Webseiten können statisch oder dynamisch sein, je nach Art des in ihnen dargestellten Textes. Statische Webseiten bestehen aus statischem Text in HTML-Dateien. Dynamische Webseiten enthalten Texte, die aus Datenbanken erstellt wurden und regelmäßig aktualisiert werden.

Bei der Vorbereitung eines Lokalisierungsprojektes für eine Webseite ist eine Analyse folgender Eigenschaften unerlässlich:

  • Sprache und Design: Eine der besten Strategien für Sprachgebrauch und Design einer Webseite ist es, die Zwecke der Übersetzung zu kennen und direkt im Zielland mit örtlichen Übersetzern und Spezialisten zu lokalisieren.
  • Dateiformat, die zu übersetzenden Text enthalten: Bei der Vorbereitung eines Lokalisierungsprojektes ist es unerlässlich zu wissen, welche Arten Dateiformate in einem Projekt beteiligt sind und welche übersetzbaren Text oder kulturspezifische Inhalte enthalten, die angepasst werden müssen. Einige Beispiele möglicher Dateiformate einer Website sind:
    • HTML-Dateien mit statischem oder dynamischem Inhalt
    • Formatvorlagen mit Formatierungsinformationen
    • XML-Dateien für dynamisch erstellte Inhalte (von Datenbanken)
    • ASP (Active Server Pages) oder JSP (Java Server Pages) mit zusätzlichen Kodierungen zur Erstellung von dynamischen Seiten
    • Grafiken mit Text
    • Audio- und Video-Dateien
    • Animierte Grafiken mit Text
    • Skripts in PHP (Hypertext-Preprocessor), Perl oder JavaScript für Benutzerabfragen
  • Verschiedene Strategien für Dateiformate und -inhalte: Zuerst muss klar festgelegt werden, welche Inhalte übersetzt oder angepasst werden müssen, und welche für den Zielmarkt irrelevant sind.