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Softwarelokalisierungskurs 5

3. Lokalisierungs-Kits (LocKits)

Definition

Ein Lokalisierungs-Kit (LocKit) sollte alle Informationen enthalten, die der Übersetzer zur Lokalisierung benötigt. Es ist zielorientiert und beinhaltet, neben den zu lokalisierenden Dateien eine Beschreibung des Arbeitsablaufs, der Resourcen (Glossare, Stilrichtlinien für Benutzeroberflächen, usw.) und teilweise auch Tools für die Lokalisierung (L10N-Tools, Translation-Memories, Editoren, usw. oftmals als kostenlose Übersetzungsversionen, die nur dem Übersetzer erlaubt, das entsprechende Projekt zu bearbeiten und die keine Erstellung neuer eigener Projekte ermöglicht) (Müller, 2005). Natürlich erfordern Softwarelokalisierungsprojekte viele organisatorische Details, um die sich der Projektmanager kümmert. Eine Möglichkeit, Kommunikationsprobleme innerhalb eines Lokalisierungsteams zu vermeiden, ist es, allen Beteiligten an dem Projekt einen Überblick über sämtliche Projektphasen zu geben, und genau darum handelt es sich bei dem Lokalisierungs-Kit. Dieser Teil fasst die schrittweisen Tipps von Zerfaß (2005a) zur Erstellung eines Lockits zusammen.

Lokalisierungsplan

Der Lokalisierungsplan bietet einen Überblick über alle Projektphasen:

  • Produktbeschreibung: Produktname, Gebrauch, Website, frühere Versionen und Wortanzahl
  • Frühere Versionen: In welchen Sprachen liegen verfügbare frühere Versionen vor, wer war für die Lokalisierung verantwortlich
  • Team: Name und Verantwortungsbereich der Teammitglieder; Organisationstabelle
  • Das Sachziel eines Projektes (siehe auch eCoLoTrain PM-Kurs 1)
  • Zeitplan

Überblick über zu übersetzende Dateien und Dateistruktur

Dieser Überblick ermöglicht jedem Teammitglied zu erfahren, wer für Erstellung, Änderung und Übersetzung jeder Datei verantwortlich ist, falls Änderungen vorgenommen werden müssen oder Fragen bzgl. der Terminologie auftauchen, usw.

  • Informationen zu Dateibenennungskonventionen und Ordnerstrukturen
  • zu übersetzende Art Dateiformat: zu liefernde Originalausgangsformate und fertige Zielformate
  • Sprachen, in die die Dateien übersetzt werden müssen
  • die mit der Übersetzung, Bearbeitung oder Konvertierung der Dateien beauftragte Person
  • Kommunikationsmedium zum Versenden der Dateien: per E-Mail, FTP, usw.

Auswahl der Tools

Es ist bekannt, dass ein Softwarelokalisierungsprojekt mehrere Dateiarten umfassen kann, wie zum Beispiel: Software-Dateien, Online-Hilfe-Dateien (z.B. RTF), Websites (z.B. HTML), Dokumentation (FrameMakerXML, usw.), Marketing- und Verpackungsmaterial (QuarkXPress und InDesign), Readme-Dateien (TTX), usw. Die in einem speziellen Projekt zu verwendenden Tools werden je nach Dateityp ausgewählt. Dabei müssen Projektmanager und/oder Lokalisierer die Versionen und Einstellungen der zu verwendenden Tools berücksichtigen. Dies ist wichtig, weil beispielsweise die Verwendung unterschiedlicher Versionen des selben Tools Probleme hervorrufen kann ? die von einem Autor mit der Tool-Version X erstellten Dateien können eventuell nach der Übersetzung nicht mehr geöffnet werden, weil eine ältere Version vorliegt. Im Folgenden eine Beispielliste möglicher zu beachtender Themenbereiche:

  • Tool-Name, Versionsnummer: Wer aus dem Team wird für technischen Support bei der Verwendung dieses Tools zuständig sein? Wieviele Lizenzen stehen für das Tool zur Verfügung und welche Einschränkungen gibt es?
  • Tool-Beschreibung: Was macht das Tool? Wer wird es benutzen? Müssen vorher andere Tools auf dem Computer installiert werden? Gibt es Übungsmaterial? Wenn ja, wo?
  • Tool-Verwendung: Welche Funktionen werden benutzt? Welche Einstellungen werden verwendet?

In den folgenden Abschnitten werden wichtige Informationen für Lokalisierungsteams aufgeführt:

Vorbereitung/ Konvertierung/ Lokalisierung von Dateien

Diese Prozesse können folgende Schritte beinhalten:

  • Installation von Vorlagen und Schriften, die für die Dateien benötigt werden könnten (z.B. wenn DTP-Dateien in einer DTP-Anwendung geöffnet werden müssen, um den zu übersetzenden Text zu extrahieren)
  • Vorbereitung von Translation-Memories (TM) für die Sprachenpaare Steht kein TM zur Verfügung, liegen jedoch frühere Übersetzungen vor, können die Texte durch Alignment zu einem neuen TM zusammengeführt werden.
  • Anzahl der Wörter
  • Checklist für Übersetzer, Korrektoren, Layout-Spezialisten, Software-Tester, usw.

Referenzmaterial

Hier eine Liste von Referenzmaterialien, die den Übersetzern ausgehändigt werden sollten:

  • Informationsmaterial zum Produkt wie Produktüberblick, Marketingbrochüren, Website, usw.
  • die komplette Ausgangssprachensoftware, damit der Übersetzer sie installieren und so die Effekte bestimmter Optionen und Befehle kennenlernen kann
  • Informationen zu früheren Produktversionen (in der Ausgangssprache oder in verschiedenen Sprachen) und auch bereits lokalisierte Versionen, die der Übersetzer installieren kann
  • Zweisprachige Glossare
  • Einsprachige Glossare (in der Ausgangs- oder Zielsprache mit Definitionen und Kontext)
  • Eine PDF-Version der Originaldatei für die mit Layout-Dateien arbeitenden Übersetzer
  • Informationen zu der Zielgruppe
  • Stil-Hilfen: Unternehmensspezifische Terminologie, nicht zu übersetzende Begriffe, usw.

Das Lokalisierungsteam sollte sich über folgende Punkte im Klaren sein:

  • Wer kann bei terminologischen Fragen, technischen Problemen, usw. kontaktiert werden?
  • Welches Teammitglied ist für spezielle Themen entscheidungsberechtigt?
  • Welche Vorlagen werden für Fehlerberichte, Statusberichte, Auftragsformulare, usw. verwendet?

Prozessbeschreibung

Prozesse sollten wenigstens in Kurzform für alle Lokalisierungsteammitglieder beschrieben werden:

  • Konvertierungen, zu übersetzender oder zu schützender Text (so dass es während der Übersetzung zu keinen Veränderungen kommt), Kommentareinfügen für Übersetzer, Entwickler, usw.
  • Terminologie-Freigabeprozess
  • Qualitätssicherung: Verwendung externer und interner Resourcen (Korrektoren, Layout-Spezialisten, usw.), Umsetzung von Veränderungen der Terminologie, der Translation-Memories, usw.
  • Austausch von Translation-Memories und Terminologiedatenbanken zwischen den verschiedenen verwendeten Tools (TM-Systeme, Softwarelokalisierungstools, Autoren-Tools, usw.)
  • Informationen zu Themen wie Textexpansion, terminologische Inkonsistenz, usw.