5. Tools (5/5)
Die Auswahl der Tools, die bei einem bestimmten Lokalisierungsprojekt benutzt werden sollen, wird oft von den Lokalisierungsunternehmen getroffen. Eventuell müssen Lokalisierungsunternehmen sich mit den Softwareunternehmen auf die zu verwendenden Tools einigen oder Softwareentwicklungsunternehmen entscheiden sich möglicherweise dafür, ihre eigenen Tools zu verwenden. Normalerweise hängt die Wahl der in einem Lokalisierungsprojekt zu verwendenden Tools von einem oder mehreren der folgenden Kriterien ab:
- Kundenanforderungen: Sollten Translation-Memory-Tools oder Terminologieverwaltungs-Tools verwendet werden? Falls ja, in welchem Format ist die existierende Translation-Memory-/Terminologie-Datenbank verfügbar?
- Unterstützte Sprachen: Unterstützt das ausgewählte Tool die Ausgangs- und Zielsprachen für ein bestimmtes Projekt und möglicherweise für künftige Projekte?
- Format der Ausgangsdatei: Unterstützt das ausgewählte Tool das Dateiformat des Projekts?
- Allgemeine Unterstützung: Müssen die an dem Lokalisierungsprojekt beteiligten Personen extra ausgebildet werden, um das ausgewählte Tool zu benutzen? Werden dadurch die Kosten steigen?
- Kosten: Wieviele Produktlizenzen sind verfügbar oder notwendig?
- Alignment: Falls es Translation Memories gibt, können frühere Übersetzungen mit dem ausgewählten Tool aligniert werden?
- Netzwerkumgebung: Funktioniert das ausgewählte Tool in einer Netzwerkumgebung (z.B. wenn Translation Memories, Terminologie-Datenbanken etc. gemeinsam genutzt werden)?
- Anpassung: Bietet das Tool anpassbare Eigenschaften (z.B. Filter, Formate, etc.)?
Einige Beispiele für die Arten von Tools, die in einem Softwarelokalisierungsprojekt verwendet werden können, sind:
Projektmanagement-Software
Hierbei handelt es sich um spezielle Tools, die den Projektmanager bei der Erstellung von Plänen, der Zuweisung von Ressourcen zu Aufgaben, der Verfolgung des Fortschritts, der Verwaltung des Budgets und der Analyse des Arbeitsaufwands unterstützen. Diese Tools können speziell für die Verwaltung von Übersetzungs-/Lokalisierungsprojekten (Übersetzungsprojekt-Management-Tools) oder für das Projektmanagement im Allgemeinen entwickelt worden sein. Weitere Informationen zu Projektmanagement und Projektmanagement-Tools finden Sie im Projektmanagement-Modul von eCoLoTrain.
Terminologieverwaltungs-Tools
Terminologieverwaltungs-Tools (TMTs) sind Anwendungen zur Definition und Verarbeitung von Datenmodellen, zum Speichern von Daten und zum kontrollierten Zugriff auf Daten (Trippel, 1999). Weitere Informationen zu Terminolgiemanagement-Tools finden Sie im Terminology-Modul von eCoLoTrain.
Translation Memory-Tools
TM-Tools ermöglichen es Übersetzern, Übersetzungseinheiten früherer Übersetzungsprojekte (ausgangs- und zielsprachliche Texte) wiederzuverwenden durch das Vorschlagen passender Übersetzungen aus dem TM. Die vorgeschlagene Übersetzung kann sein: a) eine vollständige Lösung oder ein exakter Treffer, sobald ein identisches Ausgangssegment wieder auftritt, oder b) eine Teillösung oder auch Fuzzy Match, sobal ein ähnliches Ausgangssegment gefunden wird. TM-Tools beinhalten für gewöhnlich eine Reihe von übersetzungsunterstützenden Tools zur Terminolgieverwaltung, Textverarbeitung, zum Editieren, zum Projektmanagement und zur Qualitätskontrolle. Weitere Informationen zu Translation Memory-Tools finden Sie im TM-Modul von eCoLoTrain.
Softwarelokalisierungstools
Diese Tools sollen Übersetzern bei der Lokalisierung von Software-Benutzeroberflächen helfen. Die meisten dieser Tools bieten Funktionen wie Bearbeitung von Resource-Code, Translation Memory, Wiederverwendung, Validierung, Rechtschreibprüfung, Vorschau und Anpassung der grafischen Elemente der Benutzeroberfläche in der Software. Weitere Informationen zu diesen Tools finden Sie in L10N 4, der sich mit Softwarelokalisierungstools befasst.
Maschinelle Übersetzungssysteme (MÜ)
MÜ-Systeme sind Softwareanwendungen, mit denen Texte von Computern übersetzt werden können. "Ein menschlicher Übersetzer kann diesen Prozess durch Prä- oder Post-Edition unterstützen, jedoch ist es der Computer, und nicht der Mensch, der die Rohübersetzung erstellt." (Bowker 2002:147) Je nach Zweck der Übersetzung - zum Beispiel zur reinen Information - kann das MÜ-Resultat ohne Post-Edition verwendet werden. Wenn die Übersetzung veröffentlicht werden soll, können manche MÜ-Systeme die Produktivität des Übersetzers steigern, ihre Ergebnisse müssen allerdings nachbearbeitet werden. In der Softwarelokalisierungsindustrie erhalten MÜ-Systeme kontrollierten Input, das Ergebnis kann dann von Übersetzern oder Lokalisierern editiert und in Translation Memories gespeichert werden. Bekannte MÜ-Systeme sind: Systran, T1 Langenscheidt, Comprendium etc.
Wortzähl-Tools
Diese Softwareanwendungen, die speziell für Übersetzer entwickelt wurden, zählen Wörter, Zeilen oder Zeichen. Einige Beispiele sind Anycount, PractiCount, QuickCount, Textcount und Total Assistant etc. Vorteile dieser Art von Software sind: Jeder Text wird auf die gleiche Art und Weise gezählt; auch unterschiedliche Formate können gezählt werden, da für gewöhnlich verschiedene Textformate unterstützt werden; normalerweise kann mehr als eine Datei auf einmal gezählt werden. Manche Zähl-Tools helfen Übersetzern bei der Erstellung von Rechnungen und Berichten, z.B. Total Assistant. Einige dieser Tools können bei der Lokalisierung von Software Wörter in RC- und XLIFF-Dateien zählen. Um mehr über diese Tools zu lernen, besuchen Sie die oben verlinkten Webseiten.
Text-Editions-Tools
HTML/XML Editoren: Diese Text-Editions-Tools bieten Funktionen für die Verarbeitung und Vorschau von Codes, normalerweise der Programmiersprachen, die für die Web-Entwicklung verwendet werden. Normalerweise bieten HTML- oder XML-Editoren eine WYSIWYG-Funktion (What You See Is What You Get), die für die Vorschau des Ergebnisses während des Verarbeitungsprozesses verwendet wird. Mit diesen Editoren können Benutzer Webseiten erstellen, so dass während der Bearbeitung das ganze Seiten- und Textlayout sichtbar ist und die Codes der Auszeichnungssprache (Markup) (Text und Informationen zu Struktur und Layout) nicht angezeigt werden.
Text-Editoren: Diese Anwendungen helfen dabei, "Nur-Text" zu editieren. Text-Editoren befassen sich nicht mit Dokumentenformatierung und werden zusammen mit Betriebssystemen oder Softwareentwicklungspaketen geliefert. Sie können verwendet werden, um Konfigurationsdateien und Quellcode von Programmiersprachen zu verändern. Es gibt verschieden Arten von Text-Editoren. Besonders interessant für die Softwarelokalisierung sind: Quellcode-Editoren ("Text-Editoren mit einer zusätzlichen Funktion für die Erstellung von Quellcodes") und IDEs (oder Integrated Development Environment - eine Art Computeranwendung, die bei der Softwareentwicklung hilft). Diese Editoren sind vor allem hilfreich für Projektmanager, Übersetzer und Lokalisierer, da es manchmal notwendig ist, übersetzbare Strings "manuell" von nicht-übersetzbaren Strings in einem Quellcode einer Software zu trennen (wenn z.B ein Lokalisierungstool diese Funktion nicht anbietet oder wenn ohne Lokalisierungstool gearbeitet wird).
Translation-Memory-Editoren: Tag-Editoren sind eine neue Generation von HTML-, XML- und SGML-Editoren, die in Translation-Memory-Tools integriert sind. Diese Editoren "schützen" die Tags (nicht zu übersetzende Elemente) in der Datei und zeigen nur die "relevante Elemente der Auszeichnungssprache (Markups)" oder den "übersetzbaren Text" an. So können Übersetzer direkt in der HTML-Ausgangsdatei arbeiten, ohne versehentlich den HTML-Code zu verändern.
Grafiksoftware
Auch bekannt als Computergrafik- oder Bildbearbeitungssoftware. Diese Anwendungen ermöglichen das Bearbeiten von Bildern am Computer. Man kann Grafiksoftware in zwei Kategorien unterteilen:
Raster graphics (Rastergrafiken)
- Rastergrafiken, auch Digitale Bilder oder bitmap verwenden Punke oder Pixel, um Bilder darzustellen.
Vector graphics (Vektorgrafiken)
- Vektorgrafiken, auch geometrisches Modellieren oder objekt-orientierte Grafiken verwenden und kombinieren auf mathematischen Gleichungen basierende Punkte, Linien, Kurven und Vielecke, um Bilder darzustellen.
Bildschirmkopie-Software
Es gibt spezielle Programme für die Anfertigung von Bildschirmkopien (screenshots) oder Bildern von Komponenten der Benutzeroberflächen von Anwendungen oder Betriebssystemen. Bei der Softwarelokalisierung wird diese Software benutzt, um Kopien von Anwendungselementen wie Dialogfeldern, Menüs, Fenstern etc. zu erstellen, die als Illustrationen in der Software-Dokumentation verwendet werden. (nach Esselink, 2000)