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Softwarelokalisierungskurs 5

1. Prozesse in L10N-Projekten

Dieser Teil soll keine vollständige Anleitung darstellen; es sollen in einem Lokalisierungsprojekt vorliegende Prozesse behandelt werden. Diese Prozesse werden gemäß der fünf Kategorien Projektprozesse vorgestellt, wie sie bereits im Projektmanagement-Kurs 1 von eCoLoTrain erklärt wurden, nämlich:

Dieser Prozess beinhaltet die Analyse der Kundenanfrage, die Festlegung der Projektziele und die Vorbereitung einer Kalkulation, die alle während des Projektes benötigten Resourcen berücksichtigt und dabei neue Preislisten erstellt bzw. bereits bestehende heranzieht sowie eine Lieferanten- (Übersetzer-)Datenbank verwendet. Hier einige Schritte eines Softwarelokalisierungsprojektes, die zum Initiierungsprozess eines Projektes gezählt werden können:

  • Festlegung des Ziels der Arbeit: Was ist zu lokalisieren? Nur einer Softwarebenutzeroberfläche oder eine Website? Oder soll sogar das gesamte Produkt inklusive Dokumentation lokalisiert werden?
  • Erstellung eines ungefähren Zeitplans für das Projekt (Beginn und Ende des Projekts)
  • Überprüfung der Lieferanten-Datenbank: Welcher Übersetzer steht für die Sprachen und den geforderten Termin zur Verfügung?
  • Kosten: Soll der Preis pro übersetztes Wort, übersetzte Zeile oder insgesamt berechnet werden? Könnte der Umfang der Übersetzung je nach Zielsprache steigen oder sinken?
  • Festlegung von Format-Typen: In welchem Format sollen die Ausgangsdateien lokalisiert werden? In welchem Format möchte der Kunde seine Lieferung? Stehen die zur Vorbereitung der Dateien für die Übersetzung und die für die Lieferung der Übersetzungen an den Kunden benötigten Softwareanwendungen intern zur Verfügung?

Der Prozess der Planung umfasst die Definition der Projektziele und die Detailplanung der erforderlichen Aktivitäten und Ressourcen (z.B. die Definition der Kommunikationswege usw.). Die wichtigsten Schritte in einem Softwarelokalisierungsprojekt, die als Teil des Planungsprozesses betrachtet werden können, sind:

  • Erstellung eines genauen Zeitplans für jede Phase des Projekts, z.B. für die Übersetzung, die Vorbereitung, die Überprüfung, die Tests usw. Dabei ist es empfehlenswert, für die einzelnen Aufgaben Pufferzeiten einzuplanen.
  • Analyse des zu lokalisierenden Materials.
  • Zuweisung von Ressourcen entsprechend dem Umfang des Projekts.
  • Welche Ressourcen werden benötigt:
    • Technische Ressourcen: welche Werkzeuge (Tools) werden für die Lokalisierung eines Produktes benötigt - Translation-Memory-Systeme, Softwarelokalisierungs-Tools, spezielle Editoren usw. Stehen diese Tools den Übersetzern zur Verfügung? Sind genügend Softwarelizenzen oder Marketing-Materialien für alle Übersetzer vorhanden?
    • Menschliche Ressourcen: Welche der verfügbaren Übersetzer sind in Bezug auf die Termine für das Projekt am geeignetsten; haben sie Erfahrung im Bereich der Softwarelokalisierung, nutzen sie die für das Projekt benötigten Tools usw.
  • Planung der Aufteilung der Arbeit unter den Teammitgliedern. Ist es erforderlich, die Übersetzer in die Software einzuführen oder ein spezielles Training durchzuführen?
  • Stehen Translation Memories oder Terminologie-Datenbanken zur Verfügung? Wieviel von den zu übersetzenden Texten ist bereits in Translation Memories vorhanden? (z.B. kann eine Analyse durchgeführt werden, um herauszufinden wieviele Fuzzy-Matches oder 100%-Matches im TM enthalten sind, und damit dem Kunden ein Angebot unterbreitet werden).
  • Definition der Kommunikationswege: wer ist Ansprechpartner für technische Fragen oder Probleme? Welche Form der Kommunikation soll benutzt werden (Telefon, E-Mail usw.)?

Für diese zwei Prozesse (Initiierung und Planung) werden im allgemeinen spezielle Tools zur Unterstützung von Übersetzern oder Projektmanagern eingesetzt. Übersetzungsunternehmen und -agenturen benutzen dafür z.B. sehr häufig Projektmanagement-Software. Für Aufgaben wie das Berechnen des Arbeitsumfangs, die Berechnung von Matches im TM, die Vorbereitung der Terminologie und der Translation Memories sowie der zu bearbeitenden Formate werden Übersetzungstools wie Softwarelokalisierungs-Tools, Translation-Memory-Systeme oder Terminologieverwaltungssysteme verwendet.

Dieser Prozess besteht in der Umsetzung des Plans gemäß den im Planungsprozess festgelegten Vorgaben. Er kann Aufgaben wie Vorbereitung des zu übersetzenden Materials, die Übersetzung selbst, Revision, Korrekturlesen, Überprüfung und Erprobung beinhalten. Einige der am Durchführungsprozess beteiligten Schritte eines Softwarelokalisierungsprojektes sind:

  • Vorbereitung eines Übersetzungsauftrags mit Informationen über die Zieltextempfänger sowie Erläuterungen zur Verwendung von Terminologie, Stil und Sprachebene
  • Alignment von früheren Materialien, z.B. Quell-Strings der Elemente der Benutzeroberfläche.
  • Vorbereitung von Terminologie und Translation-Memories Terminologie kann in der Software verarbeitete Button-Labels, Menüs, Funktionen und Konzepte beinhalten.
  • Vorbereitung von Stil-Leitfäden und Referenzmaterial für Übersetzer
  • Hier werden Entscheidungen etwa darüber getroffen, ob maschinelle Übersetzung eingesetzt werden soll.
  • Vorbereitung der Dateien und Texte für die Übersetzung Dieser Schritt umfasst beispielsweise die Spezifizierung, ob die Originaldateien als Quellcode- oder Binärdateien vorliegen (Link zu L10N-Kurs III, Abschnitt 2), die Identifizierung der übersetzbaren Strings der Dateien, das Sperren von Strings oder Codes, die während der Übersetzung weder gelöscht noch verändert werden dürfen, usw..
  • Vorbereitung und Lieferung eines Lokalisierungs-Kits oder Lokalisierungspakets mit allen von den Übersetzern zur Übersetzung benötigten Resourcen (siehe Abschnitt 3 dieses Kurses)
  • Übersetzung und Lokalisierung von Softwareanwendungskomponenten Idealerweise sollten Softwarebenutzeroberflächen zuerst lokalisiert werden und dann erst die zugehörigen Dokumente (Online-Hilfe, Websites und schriftliche Dokumente), um Inkonsistenzen in der Terminologie zu vermeiden.
  • Ein sprachlicher Test wird durchgeführt, um die Qualität des übersetzten Produktes zu sichern. Diese Qualitätssicherungsphase, die mit Hilfe spezieller Tools abläuft, beinhaltet: Revision (Vergleich von Ausgangs-und Zieltexten, dass die Übersetzung auf die vereinbarten Ziele abgestimmt ist); Korrekturlesen (Überprüfung, dass der Zieltext seinem Ziel und seinen Empfängern entspricht) und Überprüfung (abschliessende Überprüfung)
  • Nach der Lokalisierung können manche Softwarekomponenten (wie Softwarebenutzeroberflächen und Hilfe-Dateien) eine Kompilierung erfordern. Dazu werden die übersetzten/lokalisierten Elemente zusammengesetzt und bilden so das Zielprodukt. Anschließend können Bildschirmkopien der Benutzeroberfläche angefertigt und in die Hilfedateien sowie in die Dokumentation eingefügt werden.
  • Ein technischer Test wird gewöhnlich von Softwareentwicklern durchgeführt, um sicherzustellen, dass alle lokalisierten Komponenten der Softwareanwendeung korrekt funktionieren.

Dieser Schritt beinhaltet das Überprüfen und Erfassen des Projektfortschritts, das Überprüfen von Kosten und Preisen und die Korrektur aller Abweichungen vom Projektmanagementplan.

  • Überprüfung von Teillieferungen und Problemberichten der Übersetzer, um die einheitliche Verwendung von Terminologie und Rechtschreibung sicherzustellen.
  • Änderungen nachverfolgen: Treten zu diesem Zeitpunkt im Projekt unerwartete Änderungen bzgl. der Terminologie oder der Funktionen der Anwendung auf, so sollten diese schnellstmöglich in die lokalisierten Versionen integriert werden. Es ist zu erwähnen, dass umfangreiche Veränderungen ein Projekt verlangsamen und Kosten steigern können.
  • Sollten zu diesem Zeitpunkt Veränderungen auftreten, könnte eine Resourcen-Aktualisierung notwendig werden ? z.B. bei den im Projekt verwendeten Translation-Memories, Glossaren, Terminologiedatenbanken, usw.. Normallerweise kümmert sich der Projektmanager um diese Aufgabe.
  • Qualitätskontrolle des Produkts: Eine abschliessende sprachliche und technische Überprüfung des Produktes wird durchgeführt. Normalerweise geschieht dies durch die Projektmanager oder durch Softwarespezialisten.

Der Abschlussprozess umfasst die Lieferung des lokalisierten Produkts an den Kunden, die Revision und Bewertung der Projektaktivitäten, das Vorbereiten und Versenden von Rechnungen sowie die Aktualisierung von Daten und Materialien.

  • Produktlieferung: Nach Durchführung aller Qualitätsprüfungen werden die lokalisierten Anwendungen oder Komponenten ausgeliefert.
  • Vorbereiten und Versenden von Rechnungen.
  • Resourcen-Aktualisierung: Dieser zum Aufgabenbereich von Projektmanagern oder TM- und Terminologie-Verwaltern gehörende Schritt beinhaltet die Aktualisierung von Terminologiedatenbanken, Translation-Memories, Glossaren, usw. nach Abschluss des Projekts.

Diese Prozesse liegen gewöhnlich in allen Übersetzungsprojekten vor. Obwohl Lokalisierungsprojekte auch Übersetzungen beinhalten können, gibt es einige Unterschiede. Beispielsweise laufen viele Schritte in Softwarelokalisierungsprojekten nicht aufeinander folgend ab, sondern parallel oder müssen ständig ausgeführt werden.