2. Komponenten
6. Die Softwareanwendung selbst
Projekte zur Lokalisierung von Softwarebenutzeroberflächen schliessen gewöhnlich die Übersetzung und Anpassung aller textenthaltenden Benutzeroberflächenelemente sowie die Verwendung von Softwarelokalisierungstools (siehe Softwarelokalisierungskurs 4) mit ein, die das Extrahieren und Bearbeiten von zu übersetzendem Text auf der Benutzeroberfläche ermöglichen. Gewöhnlich sind Projektmanager oder Softwareentwickler für die Vorbereitung der Ausgangsdateien verantwortlich, die zu übersetzende Softwareelemente enthalten. Die Vorbereitung dieser Dateien variiert je nach verwendeter Textübersetzungs- und Textbearbeitungsmethode, Tools, Anforderungen des Kunden, usw.. Die Übersetzer übernehmen dann die Übersetzung der Texte in die Zielsprache, wozu sie sich ? außer mit der Softwareanwendung selbst ? auch mit Grafiken, Bildern, Symbolen, Benutzerhandbüchern usw. auseinandersetzen müssen. Manchmal können Übersetzer auch mit Softwareentwicklern zusammenarbeiten, um die Software zu testen. Sowohl Übersetzer als auch Softwareentwickler können zuständig sein für das Neuformatieren von Menüs, Dialogen, usw., um die Zieltexte an den verfügbaren Platz anzupassen.
Was muss denn nun genau bei einer Benutzeroberfläche lokalisiert werden? Es sollte zuerst angemerkt werden, dass eine Softwareanwendung aus einem Programmcode und Programmelementen besteht. Der Programmcode enthält die Befehle, um die Leistung und Fuktionen des Programms zu überwachen; die Programmelemente ? auch Interaktionselemente genannt ? bilden die Grundlage für die "Kommunikation" zwischen Benutzer und Programm. Beide Softwarekomponenten enthalten Elemente, die lokalisiert werden müssen. Zum Beispiel:
- Im Programmcode: Datum, Uhrzeit, Anzahl, Währung und Papierformat, Hotkey- oder Shortcut-Kombinationen und Zeichensätze
- In den Interaktionselementen: Button-Labels, Tooltips, Menüs, Untermenüs, Dialogfelder und deren interne Elemente (Optionen, Listen, usw.), Systemmeldungen (Fehler- oder Statusmeldungen), usw.
Normalerweise ist die Zahl der zu lokalisierenden Elemente im Programmcode immer kleiner als die der in den Interaktionselementen. Oftmals beinhalten Softwarelokalisierungsprojekte nur die Übersetzung der Softwarebenutzeroberfläche. Man darf aber nicht vergessen, dass die Beschränkung der Lokalisierung nur auf die Benutzeroberfläche einer Anwendung dazu führt, dass der Benutzer sich bei der Verwendung des Produkts mit zwei Sprachen auseinandersetzen muss. Dies gilt nicht als besonders benutzerfreundlich. Vor Übersetzung der Dokumente sollte eine sorgfältige Überprüfung der Anwendungsbenutzeroberfläche durchgeführt werden, um Korrekturaufgaben für eine noch nicht fertiggestellte Übersetzung zu vermeiden (Müller, 2005) Jede Modifizierung der Benutzeroberflächenübersetzung würde eine erneute Überprüfung und Übersetzung erforderlich machen, da die Terminologie der Benutzeroberfläche mit der in den Dokumenten übereinstimmen sollte. Man weiss jedoch, dass im wirklichen Leben nicht immer alles wie vorgesehen nach Plan läuft. So muss manchmal die Lokalisierung der Dokumente und die der Benutzeroberfläche gleichzeitig und in einem engen Zeitrahmen erstellt werden (Johnson, 2002).